Über die Macht der Verletzlichkeit

Ich habe mir gerade einen Ted Talk von der wunderbaren Brene Brown mit dem Titel "The power of vulnerability" angeschaut. Wie immer sehr inspirierend. Ausgangszustand ist ein ziemlich fieser und stressiger Tag. Ich wurde heute früh fast von einem LKW überfahren (ich bin mir sicher, dass ich Vorfahrt hatte) und die Situation mit einer Kollegin hat sich von unschön zu unangenehm entwickelt. Gottseidank habe ich jetzt erstmal Urlaub. Zurück zum TedTalk mit Brene.

Brene hat sich zu Beginn ihrer Karriere mit dem Thema "Connection" beschäftigt. Dabei ist sie auf Etwas gestoßen, dass das Gefühl der Zugehörigkeit gestört hat und unmöglich machte. Das war der Scham - das Gefühl der "Disconnection", also des sich nicht verbunden Fühlens darstellt, die Angst nicht dazu zu gehören, die Angst nicht gut genug zu sein. Scham ist das schmerzhafte Gefühl der Verletzlichkeit, jeder hat es und jeder kennt das Gefühl. Sie hat Hunderte Menschen zu dem Thema Scham befragt und interviewt, um herauszufinden, wie man das Gefühl von Scham und Verletzlichkeit theoretisch bekämpfen könnte.

Ihr ist im Laufe ihrer Arbeit aufgefallen, dass sie die Interviewten in zwei Gruppen einteilen kann. Die einen haben ein starkes Gefühl der Liebe, der Zugehörigkeit, der Wertschätzung für sich selbst. Die andere Gruppe hatten mit dem Gefühl zu kämpfen nicht gut genug zu sein. Die einzige Variable, die Brene fand, welche diese zwei Gruppen unterschied, war dass die "großherzige Gruppe" ("sense of loving and belonging") fest daran glaubte es wert zu sein, geliebt zu werden. So einfach war es :)
In anderen Worten, der Faktor, der uns von dem Gefühl der Verbundenheit abhält, ist der fehlende Glaube es wert zu sein, geliebt und geschätzt zu werden.

Sie versuchte herauszufinden, was diese "wholehearted" Menschen gemeinsam haben. Sie fand 3 Dinge
Courage: Der Mut nicht perfekt zu sein. 
Compassion: Die Einstellung zuerst nett zu sich selbst zu sein und an sein eigenes Wohlergehen zu Denken
Connection: Das Loslassen eines Idealbildes für das authentische Selbst.

Zusammenfassend: Das bedingungslose Zulassen der eigenen Verletzlichkeit. Der Glaube, dass Verletzlichkeit es ist, was einen Menschen schön und liebenswert macht, auch wenn es nicht einfach ist.

Was ich besonders spannend fand war, dass sie sich selbst in Therapie begab, um sich über ihre Probleme mit dem Thema Verletzlichkeit klar zu werden. Diese Therapie dauerte ein Jahr und sie beschreibt den ständigen Kampf gegen dieses Gefühl als "Streetfight". Es ist ein natürlicher Reflex, dass die meisten Menschen versuchen unangenehme Gefühle (und Verletzlichkeit ist für mich wirklich ein ekliges Gefühl) zu vermeiden, zu bekämpfen oder zu betäuben (Alkohol, Sport, Drogen, Medikamente, Arbeit...). Brene stellt klar, dass es nicht möglich ist, spezifische Gefühle isoliert zu betäuben. In anderen Worten, wenn man versucht negative Gefühle (Angst, Reue, Scham...) zu betäuben, so betäubt man in der Regel auch die Schönen (Freude, Zufriedenheit, Glück). Das führt zu einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis. Man fühlt sich traurig und sucht nach Bedeutung in seinem Leben und versucht dieses negative Gefühl noch stärker zu betäuben.

Je verletzlicher wir uns fühlen, umso größer die Angst. Daraus folgt Blame ("a way to discharge pain and discomfort"). Wir tun so, als ob unser Verhalten keine Auswirkungen auf andere Menschen hätten. Das wir keinen Einfluss auf die Gefühle und das Wohlergehen unserer Mitmenschen haben. Maßnahmen dagegen sind:

  • let ourselves be seen - deeply seen
  • love with our whole heart
  • practice gratitude and joy in situations of fear
  • believe that we are enough (we stop screaming and start listening)


I know who you are Lyrics (Pharell Williams)

>>Pharrell:
I know who you are, I know what you're feeling
I know who you are, I know what you're feeling

Bad day at work
crazy boss, crazy outburst
finger pointing
but they, they depend on you
inhale, exhale
in and out, like a cell
no no, oh yes
smile honey
no stress
when your environment seems to get brighter
you know it’s good
and the situation doesn’t seem that bad
you know it’s good
can you imagine this started with a lighter
you know it’s good
perception that you never had
(you know its good)

Alicia:
Yeah
Know who you are and know what you’re feeling
Know who you are and know what you’re feeling
I want every woman to make a pledge with me

Say your name, I pledge, to live a life on the edge
I Shouldn’t know I see the power is in me
no more acquiesse standing up, with no stress
I will do what I need, till every woman on the earth is free

The environment seems to get brighter
you know it’s good
and the situation doesn’t seem that bad
you know it’s good
can you imagine this started with a lighter
you know it’s good
a perception that you never had
(you know its good)

Know who you are and know what you’re feeling
Know who you are and know what you’re feeling

Let me tell you one more time
cause I don’t mind
I know what you’re feeling feeling feeling
Know who you are and know what you’re feeling

And don’t let them tell you that you don’t deserve to unwind
and that they don’t want to join us cool but it’s our time
we just shake our heads and gaze the moment so surreal
isn’t it sad that people in this world that don’t know how this feels

I know who you are (who you are) and I know what you’re feeling (what you’re feeling)
I Know who you are and I know what you’re feeling (yes I know what you’re feeling)
Let me tell you one more time (yeah)
because I don’t mind
I know what you’re feeling feeling feeling (yeah baby)
I Know who you are and I know what you’re feeling
Yes I do>>
Text: I know who you are (Pharrell Williams, Album Girl feat Alicia Keys, 2014)

Mein derzeitiges Lieblingslied wegen dem eingängigen Refrain - na klar. Der Text von I know who you are beinhaltet interessanterweise so ziemlich genau die Punkte, die mir aus den letzten TedxTalks im Kopf geblieben sind und die in einigen Büchern, die ich später hier mal zusammenfassen werde drin stehen (besonders "Search Inside Yourself"). Durchatmen & Locker bleiben und sich kennenlernen.
Know who you are and know what you're feeling. Also wisse, wer Du bist und was Du fühlst. Schau nach innen und sei ehrlich zu Dir selbst.

Der Tedx Talk von Polly (Post zuvor) sagt zwar eigentlich, dass die Selbstzentriertheit stresst und unglücklich macht, aber auch nur deswegen, weil man ständig wertet und sich vergleicht. Wenn man also in sich geht ohne Wertung, stattdessen sich annimmt. Dann erkennt man sich und ist frei. Der Text ist wirklich sch

Abkehr von Selbstzentriertheit der Schlüssel zum Glück

Ich habe schon recht lange Nichts mehr geschrieben. Hauptsächlich, weil mir keine Themen eingefallen sind, die ich als interessant genug zum Bloggen eingeschätzt habe und auch weil ich mich gerade mit "sehr persönlichen Dingen" beschäftige. Die letzten Tage habe ich mir allerdings überlegt, dass mein Blog die perfekte Plattform bietet, diese "Dinge" für mich zusammenzufassen und evtl. zu diskutieren. Ganz grob gesagt, frage ich mich, wie man das Glück findet (vom Glück gefunden wird), seine Zeit/Potential nutzt und im hohen Alter nichts bereut.

Was genau bedeutet Glück eigentlich für mich? Soll ich versuchen auf Teufel komm raus Karriere zu machen oder lieber die Welt bereisen (Gibt es ein Setting, wo ich Beides verknüpfen kann). Woher weiß ich, ob meine Ziele tatsächlich von mir kommen, oder ob ich sie lediglich von meiner Familie, Freunden, Medien od sonst wem übernommen habe. Warum tue ich mir eigentlich eine 40h Woche jeden Tag an? Was würde ich tun, wenn Geld und Fame (;-) keine Rolle spielen würden.

Die Fragen klingen reichlich banal, aber sind für mich wirklich sehr sehr schwierig zu beantworten. Das schöne ist, dass sich andere Leute mit diesen Fragen beschäftigen und Vorträge zu diesen Themen halten und es Dutzende Bücher darüber gibt.

Hier in diesem TedxTalk spricht Polly Young-Eisenberg darüber, dass die Abkehr von der Selbstzentriertheit der Schlüssel zum Glück wäre.





Hier fasse ich die wichtigsten Punkte von Polly Young-Eisenbergs TedxTalks über Glück, durch die Abkehr von Selbstzentriertheit zusammen.
In Ihrer Praxis trifft Polly am häufigsten auf Menschen, die sich nicht mögen. Stichwort: Selbsthass.
Sie stellt sich die Frage woher der grassierende Selbsthass kommt und ist der Meinung, dass das Sich-Selbst-zu-Wichtignehmen, also sich selbst zum Zentrum der Erfahrung zu machen nicht glücklich machen kann. Wir stellen uns vor das Leben und Dinge zu kontrollieren zu können und das unser Bewusstsein aus uns selbst erwacht.

Selfimportance --> Self Centrism --> negative Gedanken --> negative Bewertung --> Gefühl, dass etwas fehlt, nicht ausreicht

Polly's Definition von Glück:
-Das Gefühl genau richtigen Ort zu sein ("state of being in which you don’t want to be somewhere else")
-wenn man nicht unruhig ist ("being not restless")
-wenn man nicht abgelenkt ist ("being not distracted")
-wenn man nicht den Wunsch hat etwas anderes zu tun ("no desire to do sth else")
-wenn man komplett in der eigenen Erfahrung aufgeht ("completely involved in your own experience")

Polly beschreibt Glück als im „Flow“ oder in der "Zone zu sein". Man vergisst sich selbst und vergleicht sich nicht mit Anderen. Die Dinge passieren einfach und werden nicht gemanagt, gelenkt oder beeinflusst.

Wer ist eigentlich dieses Selbst?
Selbstbewusste Gefühle ("self contious emotions") entstehen im Alter von 1-2 Jahren. Das Kind entwickelt ein Gefühl von Selbst bzw. von seiner Umwelt und beginnt also ein Ego zu entwickeln ("Ich bin hier, die Welt ist außerhalb von mir"). Diese Gefühle sind sehr wichtig, um unser Verständnis von "Selbst" zu organisieren und Entscheidungen bewusst zu treffen. Allerdings können diese "self-contious emotions" uns auch belasten. In ihrem Ted-Talk führt Polly 4 Gefühle auf, die uns belasten können

Screenshot aus dem Tedx Talk von Polly Young-Eisendraht 2013


Scham: Hat Jeder! Das ist Wunsch etw. zu verschweigen, zu verstecken aus einem Gefühl der Unvollkommenheit, bzw. Schwäche heraus.
Schuld: Wunsch eine Tat ungeschehen machen.
Neid: Motivation etwas zu zerstören, was jemand hat, weil man es selbst nicht haben kann.
Eifersucht: Motivation jemanden zu attackieren, weil jemand was hat, das man selbst gerne hätte bzw. bekommen könnte (macht unruhig)

Polly beschreibt das Verhältnis von Innen und Außen mit einem chinesischen Landschaftsbild, auf dem die große chaotische Welt zu sehen ist und ein kleiner Bergabhang auf dem eine Pinie steht. Dieses kleine Kliff mit dem winzigen Nadelbaum repräsentiert das Selbst, das auf die weite Welt schaut. Was will uns dieses Bild sagen, dass wir im Angesichts des Universums klein sind und uns infolge dessen nicht einbilden müssten, dass wir Alles beeinflussen und lenken könnten bzw. für Alles verantwortlich sind. Aber auch, dass wir alle, egal wie klein und nutzlos, Teil von etwas Größerem sind. Wenn wir uns also nur auf dieses kleine Zentrum konzentrieren (auf unser Selbst) dann ist das stressig und anstrengend.

Polly schlägt vor herumzuexperimentieren, um ab und zu den Blick aufs Große Ganze zu erhalten (3 Dinge, die auf dieser Reise helfen):

Du bist klein
Wenn Du Dich langweilst oder unglücklich bist, dann halte inne und stelle Dir Dich in der Welt vor. Wie groß diese Welt ist, das Universum oder Deine Umwelt. Dann spüre die Sonne, den Wind, die Kälte (kommt auf die Jahreszeit an) und höre nach draußen.
"stop and be in contact with the world, be in contact with the world in a simple way quickly"

--> Ich glaube Ziel dieser Übung ist es, die Relationen einer Situation gerade zu rücken, um Stress usw. abzubauen

Schaue einen Tag mal nicht in den Spiegel
Viel Stress oder Unzufriedenheit hat mit Faktoren zu tun, die das Aussehen betreffen. Wir werden kontinuierlich zugebombt mit Bildern, die ein Optimum vorgeben. Was machen wir? Wir versuchen auf verschiedene Arten diesen Bildern zu entsprechen und uns zu vergleichen. Wenn das Ist-Bild und das Soll-Bild zu stark voneinander abweichen, dann sind wir unglücklich oder gestresst. Diese Übung hier soll dem entgegen wirken.

Engagiere Dich in Deinem Umfeld
Damit meint Polly, dass man ab und zu inne halten sollte, um sich zu fragen, wie man der Welt gerade helfen könnte. Also in meinem Kontext bedeutet das, ab und zu von meinen Bildschirmen aufzublicken und zu schauen, ob ich Jemandem helfen könnte. Oder auf meiner täglichen fast 1 ständigen "Reise" zu meinem Arbeitsplatz jemanden anlächeln könnte. (Exkurs: Ich weiss ja nicht, wie es Euch geht, aber mich freut ein Lächeln immer riesig).